Die Rolle von sozialer Sicherung für die Ernährungssicherung

Praxisbeispiele und internationale Diskussion — Beitrag von Barbara Rohregger

Soziale Sicherungsmaßnahmen unterstützen ländliche Haushalte in Krisensituationen. Sie verbessern die Ernährungssicherheit und ermöglichen Haushalten, mit Risiken besser umzugehen und in profitablere Lebensgrundlagen zu investieren. Sie leisten aber noch viel mehr.

Instrumente der sozialen Sicherheit gewährleisten eine ausreichende Ernährung für alle und versetzen auch die ärmsten und schwächsten Teile der Bevölkerung in die Lage, sich mit dem Allernötigsten zu versorgen. Wenn sie gut konzipiert sind, können diese Instrumente noch viel mehr. Sie verbessern die Qualität der Ernährung, tragen zu einer besseren Bildung von Frauen und Mädchen bei, bauen die produktive und soziale Infrastruktur aus, betreiben Ressourcenschutz und dynamisieren die ländliche Ökonomie.

Die Bedeutung sozialer Sicherung für die ländliche Entwicklung spiegelt sich zunehmend in der internationalen Debatte wider. Die Verknüpfung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen ist für die Umsetzung der Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen (SDG) essentiell. Um den Hunger zu beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung für Alle zu erreichen, wie in SDG 2 beschlossen, gilt es, den komplexen Herausforderungen mit multisektoralen Lösungsansätzen zu begegnen. Neben einer ausreichenden und nachhaltigen Produktion von gesunden Nahrungsmitteln für eine wachsende Weltbevölkerung, müssen Menschen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, sauberem Wasser und Bildung
erhalten. Sie brauchen Beschäftigungsmöglichkeiten, um ein angemessenes Einkommen erwirtschaften zu können. Und chronisch Arme und Menschen in akuten Notsituationen brauchen eine soziale Absicherung, um überhaupt Zugang zu ausgewogener Nahrung zu erhalten.

Die in der Ernährungssicherung führenden multilateralen Organisationen haben soziale Sicherung prominent in ihren Konzepten und Ansätzen verankert. Brasilien und Äthiopien, aber auch andere Entwicklungs- und Schwellenländer haben große soziale Sicherungsprogramme als Teil ihrer Agrar- und Ernährungspolitik etabliert. In der deutschen Entwicklungszusammenarbeit hat die Verbindung von sozialer Sicherung mit Ernährungssicherung bislang nur geringe Aufmerksamkeit erhalten.

Einen ersten Anstoß hat 2013 ein Expertenworkshop im Auftrag des BMZ gegeben. Die beiden Sektorvorhaben Systeme der sozialen Sicherung sowie Agrarpolitik und Ernährungssicherung, mit denen die GIZ das BMZ fachlich berät, haben Anfang 2015 vereinbart, die Diskussion zur Koppelung von Ernährungssicherung und sozialer Sicherung zu vertiefen.

Das vorliegende Überblickspapier ist das erste Produkt dieser Kooperationsmaßnahme. Es ist als Arbeitsdokument gedacht und dient der Vorbereitung von Ländermaßnahmen und Fachveranstaltungen, die im Rahmen der Kooperationsmaßnahme geplant sind.